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Mit dieser kleinen Darstellung, will ich meine Sichtweise auf einige Vorgänge im „Bewusstsein“ veranschaulichen, man muss es sich immer dreidimensional vorstellen. Wenn man von dem „Inneren“ oder dem „Äußeren“ eine Verbindung zu dem „Höheren“ herstellt, dann erschließt man sich einen neuen Raum, den ich als schwarzes Rechteck dargestellt habe. In diesem Raum ist ein Erkennen auf einer tieferen Bewusstseinsebene möglich. Je nachdem, von welcher Seite aus man den Aufstieg begonnen hat, bietet dieser Raum den Zugang zu verschiedenen neuen mentalen, sagen wir mal „Fähigkeiten“, mit denen man sozusagen einen größeren Werkzeugkasten für die Arbeiten an sich selbst erhält. Dadurch wird man in die Lage versetzt, ein größeres Feld von Möglichkeiten zu verarbeiten und zu nutzen.
Der nächste Schritt stellt sich in Form des goldenen Kreises dar. Wenn man den dritten Punkt des Dreiecks verbindet, dann geht der Raum der Seele auf, dies ist die Mitte von sich selbst. Man kann ihn sich schwer vorstellen, wenn man seine Wirkung noch nicht erfahren hat, denn die ganze Wahrnehmung ändert sich in seiner Entfaltung. Dieser Schritt scheint ungleich schwerer als der erste, denn nachdem man den Aufstieg zum Höheren geschafft hat, muss man den Abstieg auf die entgegengesetzte Seite vollziehen. Dieser Abstieg stellt die größte Hürde dar, denn man denkt, dass man seine neue innere Stärke, die man sich so schwer „erkämpft“ hat, wieder loslassen muss. Aber dem ist nicht so, nur mit dieser neuen Stärke ist es einem überhaupt möglich, den Kreis zu schließen. Es gibt hierbei noch einen Punkt, der sich als der wahrscheinlich schwierigste zeigt. Der Abstieg auf der anderen Seite stellt die früher abgelehnte Lebenseinstellung der anderen Menschen dar. Das Innere und das Äußere waren sich sehr lange gute „Feinde“, die sich nun zu einem Ganzen verbinden sollen, diese Hürde ist die größte Herausforderung über das EGO hinweg. Der Abstieg ist es, der die Vollendung bringt und Demut in einem Maße verlangt, das man sich kaum vorstellen kann. Die Demut ist ein unabdingbares Muss auf dem Weg zu sich selbst, nur so kann die Fiktion der Wirklichkeit gegen das „neue“ Leben ausgetauscht werden. Ob sich das neue Leben selbst auch als Fiktion darstellt, ist nicht so einfach zu beantworten, denn die Fiktion erkennt sich innerhalb ihrer selbst nicht als solche.
Jetzt haben wir noch die Grundlinie; diese stellt das Pendel des Lebens dar. Wenn man den Aufstieg zu dem Höheren noch nicht begonnen hat, dann hat man eine generelle Ausrichtung, die entweder durch das Innere oder das Äußere dominiert wird. In gewissen Zeitzyklen ändert sich diese Ausrichtung für einige Zeit in die andere Richtung, damit man einen Bezug zur jeweils anderen Seite herstellen kann; viele Menschen fühlen sich dann schwach und verunsichert. Das Pendel lässt sich hiervon aber nicht beeinflussen, denn so wird jeder Mensch dazu „gezwungen“, seine bisherige Ausrichtung neu zu überdenken und seine Trennung zu sich selbst zu erkennen. Diese Ebene ist das Leben in der Dualität an sich, nur der Aufstieg, mit dem darauf folgenden Abstieg gibt einem die Möglichkeit, den Weg in seine eigene Mitte zu finden. In dieser Balance befindet sich das, was man weitläufig als Seeligkeit bezeichnet. Die Ebenen des Seins sind alle gleich weit entfernt und sind doch zugleich in diesem Punkt vereinigt, es gibt keine Trennung mehr, denn alles ist zeitgleich in sich enthalten.
Jeder ist innerhalb des Konstruktes seiner Wirklichkeit das Konstrukt von sich selbst, man kann es nur nicht so einfach erfassen, weil die Wirklichkeit verlangt, dass sie die einzig gültige Realität repräsentiert. Dadurch ist es recht anstrengend, über den Rahmen seiner wirklich anmutenden Denkprozesse hinauszugehen, denn sonst wäre die Wirklichkeit nicht mehr „wahr“ und somit müsste ein neuer Bezug innerhalb des Systems der Wahrnehmung geschaffen werden. Hier wird die Wirksamkeit der sehr alten Aussage „der Weg ist das Ziel“ sehr gut deutlich. Denn wenn man sich auf dem Weg befindet, sind die Hürden, die man gedanklich für unüberwindbar hält, plötzlich auf kleine Stolpersteinchen geschrumpft. Wenn man einfach seinen Weg geht, sind die Widerstände sehr gering, erst wenn man wieder damit beginnt, über den Weg als solchen nachzudenken, wachsen diese kleinen Steinchen plötzlich wieder zu riesigen Bergen und Schluchten an, die unüberwindbar wirken.
Wenn man sich innerhalb seiner selbst befindet, wenn man also den Aufstieg und den Abstieg vollendet hat, dann befindet man sich in einer merkwürdigen Situation. Das Bewusstsein kann dem Tempo der Umstellung nicht folgen und will immer noch die Regeln der Dualität als alleingültige Gesetzmäßigkeit ansehen, obwohl es den Unterschied natürlich bemerkt, denn vieles lässt sich plötzlich über den Weg der reinen Gedankenkraft regeln und lösen. Es dauert eine Weile, bis es sich an die neue Situation gewöhnt hat und damit beginnt, sich seine neuen Regeln, nach denen es funktionieren kann, erschafft. Es muss sich seine eigenen Regeln aus einem einfachen Grund selbst erschaffen, es kann keine kausale Verbindung zu dieser neuen Seinsebene herstellen. Dadurch ist es dazu gezwungen, ein neues Regelwerk für sein Wirken in dieser so ursprünglich anmutenden Wirklichkeit zu kreieren. Nur so ist es dazu in der Lage, sich selbst als das zu akzeptieren, was es ist. Würde es weiterhin nach dem alten Regelwerk vorgehen, dann gäbe es nur die Möglichkeit, das Neue zu verwerfen oder sich dem Wahnsinn hinzugeben. Beides wäre eine akzeptable Lösung für das Bewusstsein; wenn es nach den alten Regeln weiterexistieren würde, dann könnte es einfach den Erfolg des Alleserreichens genießen oder es könnte dem Größenwahn verfallen. Würde es dem Wahnsinn verfallen, dann wäre dies eine Selbstaufgabe seiner selbst, es würde dann der neuen Wirklichkeit einfach den Weg freimachen und sich selbst als aufgehoben betrachten; es könnte dann als Zuschauer die Show der magischen Bühne staunend beobachten. Ich halte beide Möglichkeiten für unbefriedigend, denn nur die Verbindung von dem Bewussten mit dem Unbewussten stellt eine wirkliche Herausforderung dar, die alles zuvor Erlebte übersteigt.
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