Restselbstbild

Das „Leben“ in der Basis 

Ich habe die Basis bereits in meiner Sektion „Philosophie“ in dem Text „Philosophie“ erläutert, sie ist eine für mich gültige Grundausrichtung des „Lebens“. Sie ist mein Weg zu verschiedenen „Dingen“ hin, „Dinge“ welche ich selbst, im Einklang mit „Anderen“, erschaffe. Die Basis besteht aus drei Teilen (kontrolliertes Denken, das Herz, die Vernunft), die sich nach ihrer Verbindung zu einem Ganzen mit einem vierten Teil vereinigt. Dieser vierte Teil ist der Glaube, ein Glaube, der keinem Zweifel des Denkens unterworfen ist, da ihn das Denken als einen „Teil“ von sich erkannt hat. Er ist der praktische Teil der so entstehenden gefestigten Basis, die „endgültige“ Verbindung mit ihm ist der letzte „Gewaltakt“ vor einer Zeit der Ruhe und Verwirklichung.  

Innerhalb der Basis lebt man in einer tiefen Vereinigung mit sich selbst; alles was einen jetzt ausmacht, ist in dem Fokus des derzeitigen Seins enthalten. Das Wissen um viele „Dinge“ kommt wie aus dem nichts daher und trotzdem kann man in einer gewissen Gleichmütigkeit verweilen, um dem Wissen einfach nur zu „lauschen“. Das Wissen alleine bringt keinen sonderlich großen Fortschritt hervor; wenn man es nicht anwenden oder - besser gesagt - wenn man es nicht mit seinem Weg verbinden kann, dann ist es relativ „nutzlos“. Ohne Anwendung verhärtet es die Menschen von innen heraus, nur noch die von Informationen geprägte Logik regiert dann den Menschen. Wenn man das Wissen hingegen lebt, dann begibt sich die Basis in einen Zustand des Wachstums, sie wächst so lange, bis sie in die Sphären des Glaubens hineinreicht, um sich dann mit ihm zu verbinden. Der Glaube hat seinen Sitz in der Mitte des intuitiven Wahrnehmens, über diese Art der Wahrnehmung entsteht mehr als nur ein Gedanke, es entsteht ein fühlbarer Gedanke, der sich über die Empfindung von Wärme oder Kälte als solcher bemerkbar macht.  

Der Glaube ist ein mächtiges Werkzeug, denn nur mit ihm ist es möglich, die „Kraft“ der Basis zu manifestieren; diese „Kraft“ repräsentiert den eigenen Willen des Ausdrucks von dem, was man innerhalb seiner selbst erschafft. Wenn die Basis ihre erste „Reifezeit“ hinter sich gelassen hat und sich nun endgültig mit dem Glauben verbindet, dann erfährt man unvermittelt, warum die harmonische Verbindung zwischen Denken und Herz so enorm wichtig war. Diese zwei zusammen bilden ein Standbein der so gänzlich neu entstandenen Vernunft, das zweite Standbein dieser neuen Vernunft bildet der Glaube. Dadurch wird erst richtig deutlich, dass der Glaube bereits von Anfang an ein grundsätzlicher Bestandteil der Basis war, denn die Vernunft ist die verbindende Komponente der Basis, der Glaube war nur nicht gezielt in der Basis verankert. Die Mutation der Basis, die ich in meinem Text „Der Glaube“ beschrieben habe, ist also die „endgültige“ Verbindung mit sich selbst, die Vernunft ist nun komplett mit der Basis vereint, oder anders gesagt, die so „modifizierte“ Vernunft ist der Schlüssel für den Zugang zu völlig neuen „Welten“ des „Seins“. Ich versuche, diese „nebulösen“ Vorgänge klar und linear zu beschreiben, aber es sind keine linearen und klaren Vorgänge, deshalb ist es notwendig, alles ineinander übergreifend zu sehen und doch den Bezug der Bedeutsamkeit zwischen den einzelnen „Schritten“ nicht aus den Augen zu verlieren. Das Eine benötigt das Andere, um sich weiterentwickeln zu können und doch ist das Andere schon von vornherein vorhanden; dies ist zwar ein scheinbarer Widerspruch in sich selbst, aber es ist eben nur scheinbar so, denn innerhalb des Lebens in der Basis erscheint es glasklar. Es ist mehr ein Erinnern als ein Lernen und doch ist es ein Lernen, ein Lernen sich zu erinnern. Das Erinnern an Dinge, auf die der Verstand keinen Zugriff hat, ist nur über die Intuition möglich. Wenn Sie dies nicht direkt erfassen können oder wollen, dann sehen Sie es einfach als eine These, der Sie mit Ihren Gedanken folgen wollen.  

Innerhalb der „Basis“ kann man viele Dinge leicht verstehen, die sich dem Verstand sonst vehement entzogen haben. Man kann förmlich spüren, dass man mehr als einfach nur seinen Verstand gebraucht; man bemerkt es durch das starke Gefühl der Verbundenheit in einem selbst, die Gedanken werden plötzlich sehr „tiefsinnig“ und verlassen immer öfter die seichten Gefilde der „alltäglichen“ Wahrnehmung. Nicht nur das Gehirn arbeitet, der ganze Mensch ist in diesen Prozess des Erkennens verwoben. Der ganze Körper aktiviert seine ihm eigene Intelligenz und verbindet sie mit seinen „nichtkörperlichen“ Teilen, die so entstandene Verbindung ermöglicht den Zugang zu der Einheit seiner selbst. Das, was man als ganzheitlich (Körper, Geist und Seele) bezeichnet, nach dem so viele streben, wird plötzlich deutlich und zeigt seine intensive Wirkung auf eine ganz besondere Art der bewussten Wahrnehmung. Man kann diese Wirkung nicht übersehen, denn sie ist ganz tief in einem drin verankert, sie gibt einem die Freiheit, frei zu sein. Freisein heißt, selbst zu entscheiden, sich von seinen unterbewussten Trieben nicht mehr kontrollieren zu lassen. Die Triebe sind zwar immer noch vorhanden, aber sie melden sich nun an und geben uns nur noch Hinweise auf unser inneres Verlangen, sie können uns aber nicht mehr kontrollieren, sie erscheinen nur noch als Wegweiser zu einem selbst hin. Wenn man es genau nimmt, dann „wollten“ sie nie die Kontrolle über uns haben, nur wir selbst haben ihnen diese schwere Last auferlegt und das nur, um nicht selbst entscheiden zu müssen. Diese neu gewonnene Freiheit macht das Leben zwar nicht unbedingt leichter, denn leicht bedeutet in diesem Fall die Erwartungshaltung von einem selbst, aber es beflügelt dieses und erlaubt uns, einige „Dinge“ in unserem Leben zu ändern, die sich zuvor dem Zugriff durch einen selbst verwehrten.  

Das schönste an dieser „Erweiterung“ der eigenen Persönlichkeit ist das bewusste Wahrnehmen der Liebe, man kann nun sehr deutlich spüren, dass sie mehr als nur ein reines Gefühl ist, sie ist mit etwas ähnlichen wie Bewusstsein „behaftet“, es fühlt sich zumindest so an; ob man es wirklich als Bewusstsein bezeichnen kann, ist schwer zu sagen, es ist nur der einzige naheliegende Vergleich, der mir möglich zu sein scheint. Es gibt nicht nur eine Variante der Liebe, es gibt so viele Variationen von ihr, wie es Lebewesen gibt. Es existiert zwar so etwas wie eine Grundenergie der Liebe, aber jedes Lebewesen hat seine ihm eigene Variante der Liebe inne, das Muster eines jeden strömt permanent in die „grundsätzliche Energie“ der Liebe mit ein. Man könnte jetzt ohne weiteres annehmen, dass diese Energien gänzlich voneinander getrennt agieren, aber dies ist so definitiv nicht richtig. Die Grundenergie der Liebe setzt sich aus allen individuellen Energien (positiv und negativ) zusammen, das heißt, dass jeder einzelne das Gesamte beeinflusst. Eine solche Konvergenz eröffnet einem Jeden ganz neue Möglichkeiten, denn wenn jeder Einzelne das Ganze mitprägt, dann ist das Ganze auch in jedem einzelnen von uns vorhanden! Also kann man über die Liebe sagen, dass sie die Schnittstelle der Verbindung zwischen alldem, was existiert, darstellt und doch wird sie durch alles, was existiert, genährt und geprägt. Da diese „Welt“ der Energien außerhalb von Raum/Zeit und vor allem außerhalb der Dualität existiert, gibt es hier so etwas wie gut und böse nicht, vielmehr ist alles im Einklang mit der Entwicklung des „Ganzen“, gut und böse sind nicht mehr, als ein jeweiliger Extremzustand der Neutralität, diese Neutralität stellt wiederum die Energie der Liebe dar. Dort, wo ich nicht sein kann, dort gibt es nichts und dieses „Nichts“ bin ich auch, genauso wie Du es bist.   

Es gibt kein Nichts; alles, was ich beschreiben kann, ist auch existent und selbst wenn ich es nicht beschreiben kann, existiert es. Das Nichts repräsentiert den Anfang und das Ende; obwohl es selbst weder einem Anfang noch einem Ende unterworfen ist, so weiß es doch um die Stärke von Zyklen. Die Zyklen haben den Vorteil der Entwicklung in Stufen, wenn man in einem Zyklus lebt, dann ist für die Zeit seiner Dauer nur er existent, erst wenn man ihn verlässt, kann man seine wahre Bedeutung erkennen. Die Erfahrungen, die man in einem solchen Zyklus macht, sind von großer Bedeutung für einen selbst, nur mit ihnen ist es möglich, den Zyklus „endgültig“ zu verlassen und mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen einen „Schritt“ weiter nach „vorne“ zu schreiten, um dem Ganzen – also auch sich selbst – etwas hinzuzufügen, nach dem es sich „sehnt“. Sehr wahrscheinlich wird man sich dann in einem neuen Zyklus wiederfinden, aber dies ist nicht weiter schlimm, vielmehr ist dies der Lauf der Dinge. Wenn man das Prinzip der Zyklen versteht, dann versetzt man sich dadurch in die Lage, die Länge des Weges durch die Zyklen hindurch zu verkürzen.    

Wenn das Nichts alles ist, was existiert, dann ist alles zugleich auch nichts. 

Diejenigen, die dies in seiner endgültigen Form erfassen können, werden nun auch verstehen, warum selbst ein einzelner Gedanke eine „neue Welt“ erschaffen kann. Wenn Sie sich dazu in der Lage sehen, dann denken Sie jetzt einfach mal an das Nichts, Sie sollen nicht aufhören zu denken, sondern nur an das Wort Nichts denken. Auch wenn es Ihnen anfangs noch merkwürdig vorkommt, es wird sich eine „verwertbare“ Reaktion einstellen. Es äußert sich anfangs in einem Gefühl des Fließens und verlässt dann die durch Worte erklärbare Ebene. Sollten Sie das Bedürfnis haben, mir Ihre Erfahrungen dabei mitzuteilen, dann tun Sie dies, ich freue mich immer wieder, etwas Neues über die Wahrnehmung von Nichts zu erfahren.        

Copyright 2003 by Michael Mayer